Ein Leben für 's Tanzen
Meine tänzerische Laufbahn begann eigentlich schon im Bauch meiner Mutter (Heidrun Friedrich, ADTV Tanzlehrerin).
Als ich nach fast zehn Monaten am 02.04.1974 das Licht der Welt erblickte, musste ich mich zur Freude meiner Eltern erst einmal richtig ausschlafen.
Mit fast 2 Jahren klappte das Tanzen dann fast besser als das Laufen, worauf man beschloss mich in die Kindertanzkurse meiner Mutter zu stecken. Dies wurde für mich jedoch sehr schnell langweilig und so suchte man mir einen würdigen Tanzpartner. Dieser fand sich sehr schnell in Ralf Bülling (Sohn des Vorstands des Schwarz Weiß Clubs Pforzheim).
Mit 6 Jahren ertanzten wir dann unsere ersten Erfolge in den Lateinamerikanischen Tänzen in der „Schülerklasse“.
Doch Ralf wuchs mir sehr schnell über den Kopf, so dass ein Tanzpartnerwechsel anstand. Mein damaliger Trainer Harry Körner nahm sich dieser Sache an und fand bald einen geeigneten Partner Namens „ Alexander Wenz“. Schon nach den ersten Trainingswochen gewannen wir die ersten Turniere. Das viele Training ließ uns dann auch in den Genuss von mehreren Landesmeistertitel in der Schüler- und Juniorenklasse der Lateinamerikanischen Tänze kommen.
Mit meinem 12. Lebensjahr mussten wir uns erneut auf Tanzpartnersuche begeben, da dieses mal Alexander einfach nicht wachsen wollte. Als dann mein mittlerweile 3. Tanzpartner Karsten Krause gefunden war, ging es in die Vollen und das tägliche mehrstündige Training begann.
Trainer wurden aus dem Ausland eingeflogen oder wir durften ins Ausland fliegen. Das war eine aufregende Zeit so ohne Schule und ohne Eltern. Leider haben wir damals außer den Trainingsräumen nicht viel von den besuchten Städten und Ländern wie: Miami, Kanada, Russland, England usw. gesehen.
Zwischendurch brachte ich dann auch noch nach einer Ehrenrunde und zur großen Erleichterung meiner Eltern die Schule zum Abschluss.
Gerade rechtzeitig um den Kopf für das anstehende Jahr 1990, in dem alle wichtigen Turniere wie: Landesmeisterschaft in Calw, Deutsche Meisterschaft in Karlsruhe, Europameisterschaft in Mastrich und die Weltmeisterschaft in Calw in den Lateinamerikanischen Tänzen anstanden, frei zu bekommen.
Das war der absolute Wahnsinn, die ganze Tanzschule und natürlich auch alle Schwarz Weiß Club Anhänger waren dabei, als wir die Landesmeisterhaft in Calw gewannen und uns für die Deutsche Meisterschaft in Karlsruhe qualifizierten. Zu diesem Event wurden ganze Busse voller Schlachtenbummler nach Karlsruhe gekarrt. Als das Turnier begann, trauten wir unseren Augen kaum, denn die halbe Halle war voll von unseren Fans, die uns anfeuerten und mit den selbst gebastelten Fähnchen in den Farben meines Tanzkleides nur uns zujubelten. Dadurch viel das Tanzen von Runde zu Runde leichter. Auf einmal war es so weit und wir standen tatsächlich im Finale der Deutschen Meisterschaft. Als dann die Wertungsrichter nach dem ersten Tanz alle Einsen für uns zogen, waren wir und die Stimmung im Saal nicht mehr zu halten. Unser Traum wurde war „Deutscher Meister“ in den Lateinamerikanischen Tänzen der Junioren. Der Weg zur Europameisterschaft war damit geebnet. Die Stimmung an diesem Abend wird für mich immer unvergesslich bleiben.
Doch ohne Fleiß kein Preis. Das Training wurde nochmals drastisch verschärft. Außer tanzen, schlafen und essen, stellten wir sonst alles komplett ein. Und siehe da, es wirkte. Wir wurden doch tatsächlich 3. bei den Europameisterschaften und die Weltmeisterschaft war Realität geworden.
Schnell musste noch ein neues Tanzkleid her. Meine Schneiderin Frau Schillack zauberte dieses in einem unglaublichen Tempo. Der Einmarsch der Tanzpaare aus so vielen verschiedenen Ländern dieser Erde war schon an sich überwältigend. Doch dass wir uns unter diesen vielen Paaren auch noch ins Finale tanzen würden, hätten wir nicht einmal zu träumen gewagt. Unsere Schlachtenbummler waren einfach nicht zu bremsen und so trugen sie uns von Runde zu Runde bis ins Finale auf den 2. Platz.
„Vize Weltmeister“ in den Lateinamerikanischen Tänzen der Junioren.
Darauf ließ sich auch beruflich aufbauen und so beendete ich meine tänzerische Laufbahn und begann nach Abschluss meiner einjährigen Kosmetikausbildung mit der 4-jährigen Lehre zur ADTV Tanzlehrerin im elterlichen Betrieb „Tanzschule Kehle – Friedrich“.
An dieser Stelle wird es Zeit mich bei allen zu bedanken, die mir all die Jahre Kraft und Unterstützung boten, um meinen Lebenstraum, das Tanzen zu erfüllen.
Vielen Dank an meine Eltern Dieter und Heidrun Friedrich, beides ADTV Tanzlehrer aus Leidenschaft. Ohne die Unterstützung meiner Eltern, Lehrer und Freunde wäre dies alles nicht möglich gewesen.
Tanja Friedrich